Zur Oper am 4. August 1971 in München


  "Oper und Konzert", München, 9/1971

Nationaltheater

Salome

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Die Intendanz wußte das Juwel eines Rysanek-Debüts zu fassen; große Theaterabende ergeben sich ja immer nur beim Zusammenwirken gleichrangiger Künstler. Dietrich Fischer-Dieskau hat die konzessionslose Kraft des Auserwählten, den Hochmut und die hochfahrende Geste dessen, der da glaubt, der Finger Gottes habe ihn berührt. Seine intellektuelle Ausstrahlung, die ihm meines Erachtens sonst den Zugang zu manchen Bühnengestalten erschwert, ist für den Künder einer neuen Heilslehre schlechthin ideal. Daß seine Stimme bei einigen Stellen etwas überfordert ist, daß er vielleicht die berühmte As-Dur-Stelle der Gnadenverkündigung etwas zu lyrisch anlegt: das sind bedeutungslose kritische Anmerkungen zu einer faszinierenden Gestaltung.

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Dr. Klaus Adam

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