Zur Oper am 10. und 13. Februar 1977 in München


"Oper und Konzert", München, 3/1977

Nationaltheater

Arabella

[...]

Julia Varadys stimmliche Fähigkeiten, die uns schon von Verdi her bekannt sind, kommen gerade in dieser Partie großartig zur Geltung: die leuchtenden Legatobögen, die warme füllige Mittellage, das feine Piano und - selbstverständlich - die überlegene technische Beherrschung ihres Prachtinstruments. Auch darstellerisch traf Frau Varady den Typ des halb koketten und halb verträumten Wiener Mädels am Ende der Mädchenzeit hervorragend - ein bißchen problematisch schien mir lediglich der extreme Größenunterschied zu ihrem Partner Dietrich Fischer-Dieskau. Was soll man über diesen Mandryka noch viel Neues sagen? Das ist eine Hofmannsthal-Figur, wie sie im Buch steht, der "halbe Bauer" aus der Provinz, der sich auf dem Wiener Gesellschaftsparkett merklich unwohl fühlt, schwerfällig gegenüber Waldner und Arabella und erst in seiner überschäumenden Freude und später seiner eifersüchtigen Wut aus sich herausgehend. Diese unvergleichliche Darstellung wurde ergänzt durch eine hervorragende stimmliche Leistung - daß er, vor allem in Aufführung II, mit einigen Passagen etwas Mühe hatte, ist wirklich kaum der Rede wert. [...]

Heinrich Steiner

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