Zur Oper am 23. Juli 1978 in München


"Oper und Konzert", München, 9/1978

Nationaltheater

Arabella

[...]

Julia Varady ist eine kraftvolle Bühnenpersönlichkeit, die menschliche Tiefen ausloten kann; an Arabella ist sie eigentlich verschwendet. Ihre Stärken werden hier nicht gefordert, weder im Spiel noch im Gesang. Gefordert wird der schöne Schein, die pure Schönheit der Erscheinung und einer üppig quellenden Stimme. Julia Varady ist herb und streng, herb und streng auch ihr Gesang, so gelöst und herzlich ihre Hingabe an den auf einmal dastehenden Richtigen auch sein mag. Ihr Zusammenspiel mit Dietrich Fischer-Dieskau scheint mir das Beste dieser Aufführung. Fischer-Dieskau haben die Götter anscheinend ewige Jugend geschenkt. Sein Mandryka ist strahlend jung, strahlend verliebt, und die Großspurigkeit des großen Besitzers gerät ihm nicht taktlos. "Tescheck, bedien dich" heißt es bei ihm ganz ehrlich, "Ich bin dein Diener, ich und mein Geld". Allenfalls könnte man Fischer-Dieskau zu elegant, zu geschliffen finden für den Bären aus dem hintersten Wald. Vollkommen ist Fischer-Dieskaus Gesang in den prachtvollen Kantilenen wie im natürlichen Parlando. Er hat heute nicht seinesgleichen. Mandryka hatte es nicht schwer, seine Rivalen auszustechen. [...]

Hans Huber

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