Zum Konzert am 19. Februar 1984 in München


Abendzeitung, München, 22. Februar 1984

Qualität in komprimierter Form

Hindemith-Tage mit Fischer-Dieskau

Vor ausverkauftem Konzertsaal der Musikhochschule spielten Kolja Blacher und Thomas Humbert zwei Sonaten für Violine und Klavier, und Dietrich Fischer-Dieskau sang, begleitet von Aribert Reimann, einen Ausschnitt aus dem Liedschaffen Hindemiths.

Aus zweierlei Gründen erreichte diese Sonntags-Matinee Sonderrang: Zum einen wurde in einer solch komprimierten Form die Qualität der noch immer unterschätzten Musik Hindemiths schlagartig deutlich, zum anderen waren hier Interpreten allerersten Ranges am Werk. Die Vermutung, mit den beiden Sonaten lediglich ein Fischer-Dieskau-Programm strecken zu wollen, erwies sich als völlig abwegig. Der Geiger Kolja Blacher und sein Klavierpartner Thomas Humbert musizierten die beiden Sonaten mit glutvoller Intensität und hohem, emotionalem Einsatz.

Mit dem dichten geistigen Konzentrat der Lied-Interpretationen durch Fischer-Dieskau konnten diese Wiedergaben ohne Abstriche verglichen werden. Daß Fischer-Dieskau noch immer der einzige Sänger ist, der die Verbindung von strukturellem und lyrischem Gehalt der teilweise immens schweren Lieder hörbar zu machen versteht, bestätigt einmal mehr seinen singulären Rang. So wurde die Matinee unversehens zu einer überzeugenden Demonstration für den hohen künstlerischen Anspruch der Musik Paul Hindemiths.

Rüdiger Schwarz

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