Zum Konzert am 1. April 1985 in Stuttgart


 

     Stuttgarter Zeitung vom 4. April 1985     

Andere Namen

"Matthäus-Passion" unter Rilling

     

Bachs "Matthäus-Passion", die Helmuth Rilling – man glaubt es kaum – seit 1982 nicht mehr in Stuttgart dirigiert hatte, war vor allem wegen des neu zusammengestellten Solistenensembles von Interesse. Endlich einmal wurden die Jesusworte ohne larmoyantes Pathos gesungen, und zwar von Dietrich Fischer-Dieskau. Die Streichquartett-Begleitung war für ihn kein "einengender Heiligenschein", sondern schlicht eine reichere Instrumentierung, auf deren Grundlage Fischer-Dieskau die "Rede" des Messias farbig-menschlich gestaltete. Die Baßarien interpretierte Andreas Schmidt, der seit seinem Auftritt in der Ludwigsburger "Cosi fan tutte" eine steile Karriere hinter sich gebracht hatte. Mit seiner kräftigen und dabei überaus biegsamen Baßstimme erweist er sich beinahe als universales Talent. Constanza Cuccaros irisierende Soprantöne, die kürzlich in Händels "Saul" ungemeinen Reiz ausstrahlten, haben sich in Bachs instrumental geführten Singstimmen nicht im gleichen Maße bewähren können. Die Evangelistenworte sang Aldo Baldin ganz ohne Makel, aber wer einmal Peter Schreier gehört hat, ist befangen in seinem Urteil. Zum alten "Stamm" gehört Julia Hamari. Sie und Helmuth Rillings Ensemble wandelten im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle auf bekannten Pfaden.

lor

zurück zur Übersicht 1985
zurück zur Übersicht Kalendarium