Fischer-Dieskau verstimmt: Klage
gegen die Nachbarvilla
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Wollen ihre Ruhe: Star-Tenor Dietrich Fischer-Dieskau (75) und
seine Ehefrau, die Sopranistin Julia Varady (59). Foto: Hermann
Wöst |
Opern-Star vom Starnberger See fürchtet um seine Ferien-Idylle
VON RALPH HUB
Star-Tenor Dietrich Fischer-Dieskau (75) wird als "Jahrhundertsänger"
gefeiert. Arg verstimmt ist er allerdings, wenn es um die Baupläne
seines Nachbarn Hugo V. geht. Der möchte seine Villa im
noblen Berg am Starnberger See abreißen und ein neues Traumhaus
bauen: Etwa 18 Meter hoch mit rund 500 Quadratmetern Wohnfläche,
Swimmingpool im Keller und Tiefgarage. Alles nur einen Steinwurf
weit entfernt vom Domizil des dreifachen Grammy-Preisträgers
Fischer-Dieskau und seiner Gemahlin, der Sopranistin Julia Varady
(59).
Gestern war Lokaltermin. Fünf Richter des Verwaltungsgerichts
München marschierten am Vormittag auf, und stießen
bei ihren Recherchen gleich auf zwei Probleme. Der Himbselweg
über den die Baumaschinen und Lastwagen rollen müssten,
hat eine Durchfahrbreite von gerade mal 2,60 Meter. Ein schmaler
Privatweg, der außerdem dem Opernsänger (Doktor Faust,
Don Giovanni) gehört. "Da passen kaum ein Auto und
ein Fahrrad aneinander vorbei", kritisiert Fischer-Dieskaus
Anwalt, Helmut Roithmaier. Die Villa des Nachbarn im Himbselweg
in Berg: Sie soll durch einen noch größeren Prachtbau
mit Swimmingpool und Tiefgarage ersetzt werden.
Der Tenor selbst war beim Lokaltermin wegen eines Trauerfalls
im Freundeskreis nicht dabei. Seine Frau probt im Wiener Konzerthaus.
Verdis "Attila" steht auf dem Programm. Die beiden
Künstler mussten in den vergangenen Jahren einiges erdulden.
Zuerst ließ ihr Nachbar für mehrere hunderttausend
Mark seine Villa umbauen - jetzt soll sie weggerissen werden.
"Meine Mandaten", so der Anwalt, "hatten dadurch
jede Menge Dreck und Ärger". Doch der Opern-Star und
seine Sopranistin bissen die Zähne zusammen und hielten
still. Damit ist jetzt Schluss. Zumal sie mehr als nur Lärm
und Dreck befürchten.
Der Nachbar könnte auf die Idee kommen, seine schicke Villa
demnächst zu verkaufen. Mit der neuen Baugenehmigung in
der Tasche wäre das Grundstück nämlich noch viel
mehr wert, als es jetzt bereits ist. Ein Investor könnte
ein Mehrfamilienhaus hinstellen. "Da passen dann locker
acht großzügig geschnittene Wohnungen rein",
rechnet Helmut Roithmaier aus. Dazu kämen ein Dutzend Autos.
Kurz gesagt, mit der himmlischen Ruhe am Rande des Landschaftsschutzgebiets
von Berg wäre es für immer aus und vorbei. |