Der Jahrhundertkünstler

Dietrich Fischer-Dieskau erhält Musikpreis der Stadt Duisburg 2007 in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung

Duisburg -17. Oktober 2007. Die Welt wäre ohne Dietrich Fischer-Dieskau vermutlich ärmer. Auch deshalb erhält diese herausragende Künstlerpersönlichkeit, die man mit der Bezeichnung Sänger allein eher einengen würde, am 11. November 2007 um 11 Uhr im Wilhelm Lehmbruck Museum den Duisburger Musikpreis. Das Preisgeld in Höhe von 15 000 Euro bringt die engagierte Köhler-Osbahr-Stiftung ein. Die als Liedsängerin profilierte Mezzosopranistin Stella Doufexis und der Pianist Markus Hadulla sorgen für den musikalischen Rahmen. Die Preisverleihung erfolgt durch Oberbürgermeister Adolf Sauerland, die Laudatio hält Professor Dieter Borchmeyer.

Was der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau, den immerhin ein Leonard Bernstein trotz Enrico Caruso und Maria Callas für den bedeutendsten Sänger des 20. Jahrhunderts hielt, leistete, ist letztlich eine Wiederentdeckung der Innerlichkeit - fern übertriebener Sängerposen. Dietrich Fischer-Dieskau, am 28. Mai 1925 in Berlin geboren, sagte einmal: „Wer den Intellekt gesangsfeindlich schilt, verachtet Denken ebenso wie sicher geleistetes Tun, das über den Durchschnitt hinaus will.”

Den Durchschnitt hat dieser kluge Musiker haushoch überschritten, indem er das große Reich des Liedguts eroberte, ja über weite Strecken wiedergewann. Indem er einer zeitlos modernen Bühnenfigur wie Aribert Reimanns Lear ein überaus bewegendes Leben einhauchte. Ein Intellektueller, zweifellos.

Dass dieser Sänger, der sich selbstredend auch in der Oper profilierte und auf unzähligen Aufnahmen seine große Kunst demonstriert, ein gutes halbes Jahrhundert stilprägend und fast konkurrenzlos war, ist nahezu einzigartig. Ein Meister der Charakterschärfe. Ein ganz genauer Analytiker, dessen Geist so weit geschult ist, dass er auch kluge Bücher über Schumann oder Schubert verfassen konnte, dass er immer wieder ans Dirigentenpult trat, dass er als Pädagoge sehr vielen jungen Menschen den Weg verantwortungsbewusst ebnete. Seine Kunst des Liedgesangs stellte am Ende seiner Laufbahn seine Opernkarriere, die international Beachtung fand, sogar beinahe in den Schatten. Mit den profiliertesten Klavierbegleitern wie Gerald Moore, Daniel Barenboim oder Leonard Bernstein arbeitete er zusammen.

Der Duisburger Musikpreis wurde 1989 vom Stifterehepaar (Dr. Herbert W. Köhler und Ingeborg Köhler Osbahr) ins Leben gerufen und erstmals 1990 vergeben. Er ist derzeitig mit 15 000 Euro ausgestattet, die von der Stiftung eingebracht werden. Der Musikpreis ist ein wichtiger, aber nicht der alleinige Teil der operativen Aktivitäten dieser Stiftung und soll u.a. der Förderung des Ansehens Duisburgs als einer international kulturoffenen Stadt dienen. Von 1990 bis 2006 wurde der überregional respektierte Preis siebzehn mal verliehen und ging bislang an Persönlichkeiten wie Hans Werner Henze, Gerhard Stäbler, Frank Peter Zimmermann, Hans van Manen, Kurt Horres und, zuletzt, Michael Gielen. Es wurden Personen ausgezeichnet von internationalem Rang und Personen, die sich wie Duisburgs Alt-Oberbürgermeister Josef Krings ganz besonders um das Duisburger Musikleben verdient gemacht haben.

Mit Kammersänger Professor Dr. h.c. mult. Dietrich Fischer-Dieskau ehrt man im Jahre 2007 eine herausragende Persönlichkeit. Vieles, was er sagte, bleibt gültig. Wie dies: „Die ausschließlich schönen Stimmen dringen interpretatorisch nicht ein.” Bei seiner Interpretation der „Kreuzstab-Kantate” Bachs sprach der Publizist Joachim Fest von den „Ahnungen des Endgültigen”.

* Der Musikpreis der Stadt Duisburg wird am 11. November 2007 um 11 Uhr im Wilhelm Lehmbruck Museum verliehen. Eintrittskarten gibt es jetzt kostenlos über das Servicebüro im Theater Duisburg (0203/3009-100)

 

Preisträger im Überblick:

1990: Nikolai Korndorf, russischer Komponist, und Peter Heyworth, englischer Musikkritiker und Schriftsteller

1991: Wolfgang Rihm, Komponist

1992: Sir Yehudi Menuhin, Geiger und Dirigent

1993: Beat Furrer, Komponist

1994: Professor Jürg Baur, Komponist und Pädagoge

1995: Hans Werner Henze, Komponist

1996: Professor Kurt Horres, Generalindendant der Deutschen Oper am Rhein und Regisseur 1997: Anne-Liese Henle (posthum)

1998: Toshio Hosokawa, japanischer Komponist

1999: Krzysztof Penderecki, polnischer Komponist

2000: Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister der Stadt Duisburg

2001: Christof Loy, deutscher Regisseur

2002: Frank Peter Zimmermann, Geiger

2003: Gerhard Stäbler, deutscher Komponist

2004: Hans van Manen, niederländischer Choreograph

2005: Tan Dun, chinesischer Komponist

2006: Michael Gielen, deutscher Dirigent und Komponist

2007: Dietrich Fischer-Dieskau, deutscher Sänger

Frank Kopatschek, Tel. 0203 – 283 2202 und Brigitte Findeisen, Köhler-Osbahr-Stiftung, Tel. 0211 - 6707 168

Herausgeberin: Stadt Duisburg Referat für Kommunikation

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