Süddeutsche Zeitung vom 18.02.2003
Münchner Motettenchor Ein Monument Im Herkulessaal gab es die Wiederbegegnung mit einer der prägendsten Persönlichkeiten des deutschen Musiklebens der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts: mit Dietrich Fischer-Dieskau. Seine Karriere als Sänger hat er schon vor einigen Jahren beendet, aber als Dirigent und Sprecher tritt er weiter auf. Im Konzert des Münchner Motettenchors sprach er mit mächtiger Autorität die Zwischentexte in Arthur Honeggers Sinfonischem Psalm „Le Roi David“. Mit unverwechselbarer Stimme deutet er den nüchternen biblischen Text subtil aus; ist aufbrausend, wenn es sein muss, pathetisch, sinnlich. Auf die schon aus seinen Sängertagen vertraute (und nicht von allen geschätzte) Neigung zur gelegentlichen Überpointierung verzichtet er dabei auch nicht beim Rezitieren. Dem monumentalem Werk des Schweizer Komponisten blieb der von Hayko Siemens geleitete Münchner Motettenchor nichts schuldig. Begleitet von der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bot er eine fabelhafte Leistung, die den vielen Facetten von Honeggers deskriptiver Musik voll gerecht wurde. Kraftvoll dramatisch, farbig, und wie hingetupft die schwärmerischen Anklänge an Debussy. Mit großer Innigkeit auch die Solisten Michaela Kaune (Sopran), Ulrike Schneider (Alt) und Frank von Aken (Tenor). Auf ebenso hohem Niveau erklang vor der Pause der 42. Psalm von Felix Mendelssohn-Bartholdy. SEBASTIAN WERR |
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