Zum Konzert in Berlin am 15. und 16. April 1948

 

"Wieder einmal das Italienische Liederbuch (Hugo Wolf) und wieder ganz unmittelbar, zeitlos in der besonderen Betonung, wie sie nur ganz junge Künstler geben können, deren Fähigkeit des Erlebens noch nicht bis an Grenzen vorgestoßen ist. Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton) und Marie Louise Mansfeld (Sopran) sangen - auf zwei Abende verteilt - den ganzen Zyklus. Schon das klangliche Phänomen dieser großen, wundervoll kultivierten Baritonstimme wäre ein Beweis glücklicher Veranlagung und früher Meisterschaft gewesen; doch die (vielfach noch unbewußte) Sicherheit, mit der dieser Sänger das formt, was jedes Lied zu etwas Einmaligem macht, weist drüber hinaus eindeutig auf eine Künstlerschaft, die unter unserem heutigen Nachwuchs nicht allzu häufig ist .Marie-Louise Mansfeld mit ihrem zarten, lyrischen Sopran hatte es dagegen nicht leicht, zu bestehen. Aber sie bringt soviel Musikalität, Empfindung und Anmut des Vortrages mit (auch ohne die kleinen spielerischen Arabesken, die nicht unbedingt auf das Konzertpodium gehören), daß sich das romantisch verklärte Hin und Her im richtigen Gewicht vollzug. Am Flügel sehr beteiligt und anpassend Walter Welsch, der leider in Berlin nur wenig beschäftigt wird."

Musikblätter. Zeitschrift für alle Gebiete der Musik, Jahrgang 2,1. Juniheft 1948, Heft 11, Seite 29 (Autor unbekannt)
(eruiert und mitgeteilt von Jonas Olejniczak, im Rahmen seiner musikwissenschaftlichen Arbeit 2010)

 

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