Zum Konzert am 25. März 1971 in Düsseldorf


Neue Rhein-Zeitung, Düsseldorf, 27. März 1971 

Rarität strahlte in neuem Glanz

6. Sinfoniekonzert mit Felix Mendelssohns Oratorium "Paulus"

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Jetzt hat sich der Städtische Musikverein - zum erstenmal seit 1923 - des mittlerweile fast als Rarität geltenden Werkes wieder angenommen und verhalf ihm unter Rafael Frühbeck de Burgos zu neuem Glanz.

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Erstrangig auch das Solistenquartett: der helle, schwebende, einfach und beteiligt erzählende Sopran Helen Donaths, Birgit Finniläs schöner Alt (im Grunde verschenkt für die paar Takte, die ihm zugemessen sind), der ausdrucksvolle lyrische Tenor Werner Hollwegs und, last but not least, Fischer-Dieskaus Stimme aus Stahl und Samt, seine Fähigkeit, dramatisch zu gestalten, wo eigentlich kaum Dramatik ist.

Das Publikum war hingerissen, dankte den Ausführenden die Intensität ihrer Leistung mit ebenso intensivem Applaus.

Susanne Materleitner


    

     Rheinische Post, Düsseldorf, 27. März 1971     

    

Ungebrochener Glanz der Romantik

Mendelssohns Paulus-Oratorium mit dem Städtischen Musikverein

    

Schon seit Tagen war auf den Plakaten zum 6. Symphoniekonzert mit dem Städtischen Musikverein das Wort "Ausverkauft" zu lesen. Es deutete auf ein außerordentliches musikalisches Ereignis hin: "Paulus", ein Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy, das vor 135 Jahren, am 22. Mai 1836, vom Städtischen Musikverein unter der Leitung des Komponisten in Düsseldorf uraufgeführt worden ist.

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Mehr als überraschend war die klangliche Flexibilität und Sprachkultur des Riesenchores an diesem Abend. [...] Was sich allein in einem Satz wie "ist das nicht der, zu Jerusalem verstörte alle", an chorischer Virtuosität und Transparenz ablesen ließ, beweist die hohe Schule einer von Chordirektor Hartmut Schmidt beispielhaft geleisteten Erziehungs- und Vorbereitungsarbeit. Das ist auch von den Hörern verstanden worden, die ihm mit vielen Bravo-Rufen dankten.

Nichts erscheint selbstverständlicher, als einem solchen Chor auch ein exquisites Solistenensemble als Partner zu geben. Helen Donath verlieh ihren ausdruckstiefen Rezitativen einen geradezu ariosen Zauber. Ihr mit instrumentaler Wendigkeit und Prägnanz geführter Sopran ließ die Lineaturen in bestrickender Schönheit erstrahlen.

Dietrich Fischer-Dieskau zeichnete den Wandel vom Saulus zum Paulus mit stets fesselnder Intensität; jede Phrase war vom baritonalen Glanz eines nicht nur weltberühmten Sängers, sondern auch wissenden Musikers erfüllt. Musikalisches Ebenmaß und hohe Kultur zeigte auch der Tenor Werner Hollweg in seinem sehr anspruchsvollen Erzählerpart. Ebenbürtig Birgit Finnilä in der hier sehr kleinen Altpartie.

Der Chor des Musikvereins, die Solisten und die Düsseldorfer Symphoniker, die mit vielen ausgezeichneten solistischen Leistungen zum Erfolg und Glanz dieses "Mendelssohn-Frühbeck-Konzertes" beitrugen, wurden lange und herzlich gefeiert.

H. J. Münstermann

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