Zum Konzert am 29. September 1973 in Warschau


    

     Hamburger Abendblatt, 13. Oktober 1973     

Weltoffene Mustermesse moderner Musik

Eindrücke vom "Warschauer Herbst" 1973

     

"....Sie sollten ihr Glück rasch auskosten; es wird nicht lange währen. Und das Schauspiel, das dann folgt, wird vielleicht grauenvoll sein!..." - Einem Donner gleich fuhr die Stimme Dietrich Fischer-Dieskaus durch das fahnengeschmückte rot-weißfarbene Viereck der National-Philharmonie. Die "Gesangsszene" nach Giraudoux’ "Sodom und Gomorrha", Karl Amadeus Hartmanns aufwühlendes, kurz vor seinem Tode 1963 entstandenes Werk, war einer der Höhepunkte des diesjährigen "Warschauer Herbstes", der neun Tage hindurch neuer Musik verschiedenster Richtungen und Herkunft gewidmet war.

[...]

Carl-Heinz Mann

__________________________________

    

     Oberhessische Presse, Marburg, 19. Oktober 1973     

Erfolg für Frankfurter Künstler in Warschau

Radio-Sinfonie-Orchester beim "Warschauer Herbst" /
Polendebüt von Fischer-Dieskau

 

Daß die Neue Musik in Polen Konzertsäle zu füllen vermag, während sie in der Bundesrepublik zumeist nur in akademischen Zirkeln gepflegt wird - diese Erfahrung machte das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt anläßlich seiner beiden Gastkonzerte beim diesjährigen "Warschauer Herbst". Im ausverkauften Konzertsaal der Warschauer Philharmonie waren sogar die Stehplätze gefragt. Das vorwiegend jüngere Publikum bedachte die Konzerte des Hessischen Rundfunks, neben denen des pooilnischen Rundfunk-Sinfonie-Orchesters die wesentlichen sinfonischen Ereignisse des Festivals, mit betont herzlichem Applaus.

Im Publikum sah man Musikfachleute aus der DDR sowie aus vielen west- und osteuropäischen Ländern. Das Orchester des HR unter den Dirigenten Markowski (Polen) und Iwaki (Japan) gab sieben Stücke zeitgenössischer polnischer und deutscher Komponisten, überwiegend als Erst- oder Uraufführung. Das 1. Konzert wurde vom polnischen Rundfunk live übertragen, beide Veranstaltungen zeichnete das polnische Fernsehen zur späteren Sendung auf.

Die polnischen Komponisten und der Deutsche Roland Kayn stellten sich dem Publikum vor; auf Einladung der Polen war auch die Witwe des Komponisten Karl Amadeus Hartmann nach Warschau gekommen, dessen "Gesangsszene" der Hessische Rundfunk auf besonderen Wunsch der polnischen Veranstalter in sein Programm genommen hatte. Das Werk, das Hartmann wenige Jahre vor seinem Tode im Auftrag des HR geschrieben hatte, wurde von Dietrich Fischer-Dieskau interpretiert, der dabei zum ersten Male in Polen auftrat und stürmisch gefeiert wurde.

[...]

Autor unbekannt

zurück zur Übersicht 1973
zurück zur Übersicht Kalendarium